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Ökologisch nachhaltige Kredite in der Landwirtschaft

Es ist unbestritten, dass die Landwirtschaft durch zunehmende Hitzetage, Austrocknung und Erosion der Böden und damit einhergehendem Humusabbau sowie wärmeliebenden Schädlingen direkt vom Klimawandel betroffen ist. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie Banken mit diesen klimabedingten Risiken bei Finanzierung landwirtschaftlicher Betriebe umgehen werden?

Der europäische Gesetzgeber hat bereits vor Jahren erkannt, dass die geplante Klimaneutralität ohne Miteinbeziehung der Landwirtschaft nicht vollzogen werden kann. Bei diesem Transformationsprozess sollen neben landwirtschaftlichen Betrieben auch die Finanzwirtschaft eine Rolle spielen.


So sollen Banken künftig eine Lenkungsfunktion zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft übernehmen, in dem sie klimabedingte Risiken bei der Kreditvergabe berücksichtigen. Somit sind künftig nicht mehr ausschließlich herkömmliche Faktoren (Bonität etc.) für eine Finanzierung maßgeblich.

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Agrarbanking

Nach den bisher vorliegenden Rechtsakten ist zu erwarten, dass Banken klimabedingte Risiken, wie etwa extreme Wetterereignisse, Verlust der Biodiversität, Umweltverschmutzung oder auch chronische Witterungsverläufe bei Finanzierungen von landwirtschaftlichen Betrieben verstärkt bewerten werden.


Ferner werden sich landwirtschaftliche Betriebe auch mit dem bereits bekannten Klassifizierungssystem der Taxonomie-Verordnung auseinandersetzen müssen: In der Taxonomie-Verordnung legt der europäische Gesetzgeber fest, welche unternehmerische Aktivitäten als nachhaltig einzustufen sind. Gemäß dieser Verordnung gilt eine Wirtschaftstätigkeit erst dann als nachhaltig, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung eines oder mehrerer Umweltziele, wie etwa „Klimaschutz“ oder „Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung“ leistet, und dabei nicht zu einer bestimmten erheblichen Beeinträchtigung eines oder mehrerer Umweltziele führt. Darüber hinaus muss die „nachhaltige“ Wirtschaftstätigkeit soziale Mindestkriterien berücksichtigen. Da Banken den Anteil der taxonomiekonformen Finanzierungen in ihrem gesamten Kreditbuch offenlegen müssen, werden sie künftig stärker Druck auf die landwirtschaftlichen Betriebe ausüben, sich den Regeln der Taxonomie anzupassen. Die Anpassung des eigenen Betriebs kann selbstverständlich auch zu Finanzierungsvorteilen führen.


Auch wenn die konkreten Auswirkungen der neuen europäischen Nachhaltigkeitsregulierung noch nicht deutlich sichtbar sind, empfehlt es sich für landwirtschaftliche Betriebe bereits jetzt schon, sich ausführlich mit ihrer Nachhaltigkeitsbilanz auseinanderzusetzen und zumindest die hierfür relevanten Daten zu sammeln.

 

Autoren: Dr. Levente B. Nagy, 2.01.2023


Dieser Artikel erschien (in einer gekürzter Form) in der Zeitschrift top agrar (Jänner Ausgabe)

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